Nachdem wir gestern drei wirklich unterschiedliche Bibliotheken besucht haben (weitere Berichte später), war heute der offizielle Tag für Vorträge und den Workshop am Nachmittag.
Den ersten Vortrag nach den Begrüßungen hielt Misun Kim von der Jeongdok Public Library Seoul: es war ein sehr interessanter Vortrag über die Kooperation von Bibliothek und Schule und zum Stand der Schulbibliotheken aus koreanischer Sicht. Sie gab einen Überblick über die Entwicklungen der Schulbibliotheken von ungeordneten Bücherhaufen (und das ist wörtlich zu verstehen!) bis hin zu bestens organisierten und mit Leben gefüllten Orten für Lernen und Lesen. Innerhalb weniger Jahre konnten durch behördliche Programme die Schulbibliotheken reaktiviert werden. Seit 2012 kann man nun sagen, dass etwa jede Schule (in Seoul) mit einer eigenen Schulbibliothek ausgestattet ist.
Die öffentlichen Bibliotheken versuchen die Schulbibliotheken mit Programmen und Projekten bei ihrer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Auch in Korea leiden die Schulbibliotheken unter dem Mangel an Personal, so dass erst mit dieser Unterstützung möglichst viele Kinder und Jugendliche erreicht werden können. Misun Kim stellte verschiedene Programme der Jeongdok Public Library vor, die entweder Leseförderung direkt oder über die Eltern anbieten. Ein sehr wichtiges Thema ist in den letzten Jahren die Berufsorientierung geworden, die den Jugendlichen helfen soll, nach dem Schulabschluss die für sie richtige Berufswahl zu treffen und den dafür sinnvollsten Weg zu wählen.
Ich habe dann über die Kooperation von Bibliotheken und Schulen in Deutschland berichtet und Julia Rittel über die Situation der Schulbibliotheken.
Nach dem Mittagsimbiss haben 13 KollegInnen aus den koreanischen Bibliotheken an dem Workshop teilgenommen, den wir zu aktivierenden Lehrmethoden und selbstentdeckendem Lernen angeboten haben. Der Workshop hat allen Beteiligten sehr viel Spaß gemacht und es entstanden neben dem fachlichen Austausch auch lebhafte Diskussionen z.B. über Kinderschutzsoftware und die auch in Korea weit verbreitete Art der SchülerInnen, alles mal eben schnell im Internet nach zu sehen. Zwar ist die Hauptsuchmaschine Naver, aber die Probleme der Kinder und Jugendlichen damit sind im Prinzip die gleichen, wie bei uns mit Google: Inhalte werden ohne Prüfung für wahr genommen und die Ergebnisse nicht reflektiert. Hier konnte der Workshop gute Impulse geben, die Informationskompetenz und das kritische Reflektieren in analogen und digitalen Medien zu unterstützen.
Ein wirklich gelungener Tag voller fachlichem Austausch einmal um die halbe Welt. Es tut doch gut, zu sehen, dass die Probleme und Herausforderungen ähnlich sind und gemeinsam nach neuen Lösungen gesucht werden kann.
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