Im Rahmen einer Umfrage des Goethe-Instituts Portugal 2012 hat Karsten Schuldt 9 Thesen zu „Öffentliche Bibliotheken als Bildungspartner“ aufgestellt. Sie dienen als (gewollt provokante) Diskussionsgrundlage für die Beiträge und Erwiderungen von Experten des Bibliothekswesens aus den anderen Europäischen Ländern. Die 9 Thesen basieren auf Schuldts Promotionsarbeit.
(siehe dazu auch die ausführliche Besprechung Karsten Schuldts Buch „Bibliotheken als Bildungseinrichtungen?“ )
Die 9 Thesen sind in voller Länge zu finden unter: http://www.goethe.de/mmo/priv/9288312-STANDARD.pdf
Die 9 Thesen im Überblick (zitiert nach der Internetseite des Goetheinstituts Portugal):
„These 1: Öffentliche Bibliotheken können a.) Bildungseinrichtungen, b.) Einrichtungen, die andere Bildungseinrichtungen bei deren Arbeit unterstützen und c.) Einrichtungen, die individuelle Bildungsaktivitäten ermöglichen darstellen.
These 2: Der Bezug von Öffentlichen Bibliotheken zur Bildung und zum Bildungssystem ergibt sich nicht automatisch, sondern muss aktiv hergestellt werden.
These 3: Bildungsaktivitäten, die nachhaltig wirken sollen, müssen langfristig und kontinuierlich erfolgen. Dieser notwendigen Kontinuität von Bildungsaktivitäten steht die Freiwilligkeit bei der Nutzung von Öffentlichen Bibliotheken entgegen.
These 4: Die Bildungsfunktion von Öffentlichen Bibliotheken kann sich nicht auf eine Zusammenarbeit mit Schulen und Kindertagesstätten beschränken.
These 5: Eine erfolgreiche Bildungspraxis und -unterstützung von Öffentlichen Bibliotheken muss sich auf der Höhe der erziehungswissenschaftlichen Kenntnisse und bildungspolitischen Debatten bewegen.
These 6: Die Hauptinhalte der Bildungsaktivitäten von Öffentlichen Bibliotheken werden auch weiterhin die Alphabetisierung und die Benutzung von Bibliotheken darstellen.
These 7: Das Konzept Lebenslanges Lernen stellt weitreichende Anforderungen an Öffentliche Bibliotheken, die nicht durch das Anbieten von Medien und Lernorten alleine befriedigt werden können.
These 8: Bildung beschränkt sich nicht nur auf Lernen und verwendbares Wissen. Bildung kann auch eine interessenslose Beschäftigung darstellen.
These 9: Öffentliche Bibliotheken müssen die Frage klären, welche Bildung sie für welche Gesellschaft anbieten wollen.“
Folgende Fragen sollen die Antwortbeiträge der europäischen Experten in den Blick nehmen:
„Berechtigen diese [bisherigen] Initiativen dazu, von Bibliotheken als Bildungseinrichtungen zu sprechen? Wie sieht die Stellung von Öffentlichen Bibliotheken zum Bildungswesen aus? Welche Bildungsangebote werden von Stadtbibliotheken entwickelt und welche Effekte zeigen diese?“
Die Antwortbeiträge sollen eine Analyse der Situation im eigenen Land beinhalten und so einen Überblick bieten, nach welchem Verständnis Öffentliche Bibliotheken als Bildungspartner fungieren.
Tom Becker (Prof. an der FH Köln) hat gemeinsam mit Kirsten Marschall, Petra Klotz und Michael Reisser auf diese 9 Thesen geantwortet: http://www.goethe.de/mmo/priv/9293699-STANDARD.pdf
Die Antworten aus verschiedenen anderen europäischen Ländern auf die 9 Thesen finden sich unter http://www.goethe.de/ins/pt/lis/kul/bib/bzu/umf/deindex.htm
Mehr zum Hintergrund der Umfrage http://www.goethe.de/ins/pt/lis/kul/bib/bzu/umf/de8783628.htm